Das Hotel Sächsischer Hof gilt in Meiningen als erstes Haus am Platz. Doch seit mehr als zwei Jahren ist es geschlossen, samt Restaurant und Café. Den Zustand wollte die Stadt nicht länger hinnehmen und steigt nun selbst in die Bütt – als Pächter. Bürgermeister Fabian Giesder sucht nun einen Betreiber.
Das Hotel Sächsischer Hof schreibt seit rund 220 Jahren Geschichte. In der Nähe des Meininger Staatstheaters gelegen, war es stets eng mit dessen überregionaler Ausstrahlung verbunden. Nicht nur zu Premierenfeiern traf sich hier Thüringer Prominenz. Es beherbergte auch Literaten und Komponisten wie Franz Liszt, Theodor Fontane, Ephraim Kishon oder Hans von Bülow. Doch was nützt vergangener Ruhm, wenn wegen der Lockdowns die Gäste ausbleiben? Der Eigentümer der Immobilie, die Lana Domicile Partners GmbH in Bad Salzungen, zog vor zwei Jahren die Reißleine. Zwischendurch war phasenweise das Café geöffnet, aber das Personal hatte sich bereits weitestgehend neu orientiert. Verkaufen wollte der Inhaber das Haus in Meininger Bestlage nicht, aber an die Stadt verpachten. Die holte sich das „Go!“ vom Thüringer Innenministerium und schloss einen Pachtvertrag über fünf Jahre ab.
Fabian Giesder gibt sich der ahgz-Redaktion gegenüber zuversichtlich: "Wirtschaftlich und in der Kunden- bzw. Buchungsanfrage hat das Hotel bis zum Schluss gut funktioniert. Aus städtischer Sicht fehlen die Betten des Hauses zur Unterbringung unserer Gäste massiv, was sogar imageprägend bzw. imagegefährdend wahrgenommen wird, vor allem im Gruppenreisetourismus."
Jens Neundorff von Enzberg, Intendant des Staatstheaters, pflichtet ihm bei: "Das Hotel hatte schon immer eine starke Bindung an das kulturelle Leben Meiningens, zumal dort bis zum Theatererstbau 1831 auch Kultur präsentiert wurde. Die Meininger Herzöge hatten seither den Sächsischem Hof auch als Gästehaus genutzt – die Gästeliste ist ein 'Who is who' aus Kultur und Politik." Eine Wiederbelebung des Hotels und der Gastronomie wäre also auch eine Bereicherung für Kulturbesucher, zumal sich Thüringen als Tourimusregion weiter etablieren will.
Kommune sucht Betreiber
Die Ruhe im Haus ist schon mal beendet: Nach einer gründlichen Bestandsaufnahme und einem Überschlag der notwendigen Investitionen starteten bereits erste Renovierungsarbeiten in den Sanitäranlagen der öffentlichen Bereiche. Laut Giesder besteht mittelfristiger Investitionsbedarf an Dach und Fassade sowie bei der Ausstattung der Bäder, was sukzessive angegangen werden soll. Außerdem ist geplant, im Außenbereich das Wasserwerk zu sanieren und einer Betreibung in Kombination mit dem Biergarten zuzuführen.
Die Kosten der Renovierungen sind noch nicht beziffert. Der Pachtvertrag mit dem Eigentümer enthält eine Regelung, nach der die jeweilig notwendigen jährlichen Investitionen gemeinsam abgestimmt werden. Derzeit läuft die aktive Suche nach einem neuen Betreiber. "Er sollte sich mit einem Konzept und unter Benennung der handelnden Personen auf den entscheidenden Positionen zum Betrieb des Hotels sowie des Restaurants mit Bar und Café bewerben. Es gibt aber keine Vergabe der Betreibung im monetären Bieterverfahren", sagt Giesder und versichert, dass die Stadt hier kein Geschäft machen, sondern sicher davon ausgehen will, dass dieses "erste Haus am Platze entsprechend mit zuverlässiger Qualität und Erfahrung geführt wird".
Die damit verbundenen, üblichen Risiken des operativen Geschäftsbetriebs sollen durch Mitwirkung bei Personalakquise, der Neuetablierung von Kooperationen wie mit dem Meininger Theater reduziert werden. Fabian Giesder: "Wir werden bei Bedarf unterstützend und beratend zur Seite stehen und den Verhandlungsprozess mit dem Eigentümer führen, wenn es um Investitionen oder die Beschaffung von Fördermitteln geht, da es sich bei dem Gebäude um ein stadtbildprägendes Denkmal handelt."